22. Juni 2025 06:00

Bestes Wirtschaftssystem Kapitalismus bedeutet permanente Revolution

Ein Prozess der kreativen Zerstörung

von Antony P. Mueller drucken

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Bildquelle: ImageFlow / Shutterstock Innovation: Zentraler Motor des Kapitalismus

In der Marktwirtschaft gibt es keinen Stillstand und kein Gleichgewicht. Neue Firmen treten auf den Plan; etablierte Firmen verschwinden. Neue Güter werden produziert und bestehende werden modifiziert oder verschwinden aus dem Markt, genauso wie es mit neuen Produktionsmethoden geschieht. Im Zuge dieser Dynamik ändert sich andauernd die Struktur der Wirtschaft, und was gestern noch galt, ist heute schon nicht mehr gültig. Dies bedeutet, dass es für Neuankömmlinge stets neue Chancen gibt. In der Marktwirtschaft werden die Karten immer wieder neu verteilt. Desgleichen geschieht bei den konjunkturellen Krisen, wenn die Vermögenspreise fallen. Diese Krisenzeiten eröffnen neuen Firmen mit neuen Ideen neue Chancen. Anstatt über die Krisen zu lamentieren, soll man sie als das begreifen, was sie sind, nämlich Phasen der wirtschaftlichen Umgestaltung.

Der moderne Kapitalismus entstand in Europa. Seine Basis sind kommerzielle Gesinnung, kooperativer Wettbewerb, Dezentralisierung, Privateigentum an Produktionsmitteln, individuelle Würde, Alphabetisierung, experimentelles (wissenschaftliches) Denken und Rechenhaftigkeit. Dieser moderne Kapitalismus erfährt seine Legitimation durch den Wohlstand, den er verbreitet, und die Freiheit, die seine Grundlage darstellt. Der mit dem Kapitalismus verbundene Wohlstand kommt vor allem den Massen zugute. Ungleichheit existiert, aber diese ist nun funktionalisiert; sie dient als Anreiz, wirtschaftliche Pioniertaten zu vollbringen, das heißt, Innovation und Erfindungen durchzusetzen.

Das Preissystem der Marktwirtschaft sorgt dafür, dass sich Angebot und Nachfrage den Knappheitsverhältnissen laufend anpassen. In diesem Sinn gibt es keine Grenzen des Wachstums. Je knapper ein Gut, desto teurer wird es auf dem Markt und desto mehr wird nach Ersatz gesucht und sein Verbrauch eingespart. Der wirtschaftliche Fortschritt im Kapitalismus kommt durch das beständige Bestreben zustande, Produkte besserer Qualität immer billiger zu produzieren. Das herausragende Kennzeichen des unternehmerischen Kapitalismus ist der beständige Drang nach Verbesserung durch Innovation. Für diesen Prozess ist Wettbewerb essenziell. Ohne ihn würden die Betriebe die Orientierung darüber verlieren, was die Verbraucher wünschen und wie die hergestellten Güter am kostengünstigsten hergestellt werden können.   

Die dem Kapitalismus innewohnende Tendenz zur Innovation löst mit dem wirtschaftlichen Fortschritt gesellschaftlichen Wandel aus. Die sozialen Umbrüche, die der Kapitalismus mit sich bringt, riefen früh schon die Gegenspieler des modernen Kapitalismus auf den Plan. In diesem Widerstreit entfaltet sich die moderne Sozialgeschichte. Seit seinem Entstehen sieht sich der moderne Kapitalismus mit zwei unterschiedlichen Gegnern konfrontiert: dem aus dem utopischen Denken geborenen Kommunismus und dem der Vergangenheit verhafteten Konservatismus. Beide, Kommunismus und Konservatismus, finden auch heute noch Anhänger. Sie leben als Traumgebilde weiter, ihre Gestaltungskraft geht aber nicht über die als Störfaktoren hinaus. Es gilt die Regel, dass gegen den freien Kapitalismus weder Freiheit noch Wohlstand zu erhalten sind.

Der Wert eines Investitionsprojektes bemisst sich danach, inwieweit die Investition dazu beiträgt, den subjektiven Nutzen der Endverbraucher zu befriedigen. Die Kostenrechnung ist ein unentbehrliches Hilfsmittel, um die Gewinnchancen eines Projektes abzuschätzen; das endgültige Urteil über die Gewinne fällt der Konsument. Dies trifft auch auf Investitionsgüter zu, die insofern einen Wert besitzen, wie sie als Zwischengüter zur Produktion von Verbrauchsgütern beitragen. Die einzelnen Beiträge zur Wertschöpfung über die gesamte Produktionskette sind erst dann abgegolten, wenn der Endverbraucher das Gut bezahlt hat. 

In volkswirtschaftlicher Sicht hat die Führung eines Betriebes zwei Funktionen zu erfüllen: erstens, den zukünftigen Bedarf der Nachfrager abzuschätzen, und zweitens, die angebotenen Güter zum Minimum der Kosten herzustellen. Um diese Aufgaben zu erfüllen, ist experimentelles Verhalten im Sinne von Versuch und Irrtum erforderlich, so wie es im marktwirtschaftlichen Wettbewerbsprozess geschieht. Die Funktion des Unternehmers (im Unterschied zum Kapitalisten) besteht darin, Innovationen durchzusetzen. Der Unternehmer betreibt kreative Zerstörung, indem er die Widerstände gegen neue Produkte und neue Verfahren überwindet. Der moderne Kapitalismus dient dem Volk, indem die Massenproduktion den Massenkonsum ermöglicht und weil die Arbeiter aufgrund von Innovationen im Verfahrensbereich, die zu Produktivitätssteigerungen führen, steigende Löhne erzielen. Der Unternehmer ist im modernen Kapitalismus der Träger der Innovation. Den Unternehmer zeichnet – im Unterschied zum Erfinder oder Administrator – die Fähigkeit aus, neue Produkte und neue Produktionsverfahren gewinnträchtig auf den Markt zu bringen.   

Innovation beinhaltet kreative Zerstörung, da sie die herrschenden Marktverhältnisse aufbricht und bestehende Produktangebote und Produktionsverfahren obsolet macht. Die Vorteile der Innovation kommen dem Konsumenten in Form von Massenproduktion und Massenkonsum und durch eine höhere Produktivität, die zu steigenden Einkommen führt, zugute.

In der Marktwirtschaft verfolgt jeder Marktteilnehmer sein eigenes Interesse und befördert so indirekt das Gemeinwohl. Der Konsument will seinen Nutzen erhöhen; die Firma ihren Gewinn. Die universale Sprache des Marktes besteht in Geldpreisen. Mit der Hilfe von Geldpreisen lassen sich die Güter miteinander vergleichen. Der einzelne Konsument kann so jedes Gut mit jedem anderen vergleichen und gemäß seinen eigenen Präferenzen abwägen. Desgleichen findet dieser Prozess im Bereich der Produktion statt, wo die Investitionsgüter danach bewertet werden, inwieweit sie zum Gewinn einer Firma beitragen.

Das Geldwesen, und damit das System der Geldpreise, funktioniert nicht fehlerlos, aber eine Rechnung ohne Geld ist nicht möglich, sobald die Produktion über die einfachen Verhältnisse hinausgeht. In einem Haushalt oder in einem nicht zu großen Gehöft lässt sich die Zahl der Arbeiter und beteiligten Gerätschaften vielleicht noch überblicken, ohne eine exakte Kalkulation zu verwenden, so wie es auch in einem privaten Kleinhaushalt geschieht. Sobald aber die Produktion komplexer wird, benötigt man Geld. Selbst der Umstand, dass der Geldwert selbst nicht konstant bleibt, wiegt die Nachteile einer nicht geldlichen Wirtschaftsführung auf. Kapital zum Beispiel existiert als Ansammlung von Produktionsgütern, aber erst deren Ausdruck in Geldeinheiten macht es möglich, von Kapital als einer einheitlichen Größe zu reden und mit anderen Zahlen, zum Beispiel dem Ertrag, in Beziehung zu setzen.

Es gibt kein perfektes Wirtschaftssystem. Knappheit verschwindet so lange nicht, wie das irdische Menschenleben zeitlich begrenzt ist. Der Kapitalismus erfüllt den Anspruch, für dieses weltliche Dasein dem Menschen mehr Wohlstand und Freiheit als jedes andere Wirtschaftssystem zu geben. Mehr Kapitalismus heißt mehr Fortschritt. Je freier die Wirtschaft, desto höher die Produktivität und somit die Einkommen. Steigende Einkommen bedeuten weniger Armut. Darin besteht die große Leistung des modernen Kapitalismus. Seit der industriellen Revolution vor etwa zweihundert Jahren ist weltweit der Prozentsatz der Menschen, die in Armut leben, gesunken. Diese Entwicklung ist dadurch zustande gekommen, dass mehr Länder ihre feudalen und sozialistischen Regime abgeworfen haben und dabei sind, sich dem Kapitalismus anzunähern. Dass die Zukunft dem Kapitalismus gehört, ist so zu verstehen, dass denjenigen Ländern die Zukunft gehört, die der Entfaltung einer freien Wirtschaft die geringsten Hindernisse entgegensetzen.

Vom kapitalistischen Wirtschaftssystem profitiert vor allem die breite Masse der Bevölkerung. Im Kapitalismus gelangen in die Hände der Armen nicht nur Güter, zu denen vorher nur die sehr wohlhabenden Familien Zugang hatten, sondern das kapitalistische Wirtschaftssystem bringt auch immer wieder neue Güter hervor, von denen die Reichen früherer Zeiten nicht einmal träumen konnten. Der Kapitalismus ist nicht vollkommen. Es gibt aber kein anderes Wirtschaftssystem, bei dem die Vorteile so sehr die Nachteile überwiegen.


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